2020 konnte man in aller Deutlichkeit erleben, dass die Konzeptionierung und Evaluation von Lernräumen ihre eigene Dynamik hat. Alle vermeintlichen Gewissheiten über Zonierungen, Unterstützung von Gruppenarbeit, Möblierungen, inspirierende Gebäude wurden über Nacht in Frage gestellt, als der Brick & Mortar-Shop Bibliothek schließen musste und nur seine digitale Komponente übrigblieb. Zwar konnte der Gebäudebetrieb rasch wieder begonnen werden, aber weiterhin mit Einschränkungen und fragiler Perspektive. Umso wichtiger ist es, die bisherige Entwicklung zu reflektieren und sich dadurch eine Basis für künftige Weiterentwicklungen zu schaffen.
Im internationalen Raum haben sich mehrere Toolkits und Cookbooks etabliert, die erfahrungsbasiert und systematisch vermitteln, wie Lernraumkonzeptionen und -konstellationen entwickelt, wie ihr Funktionieren überprüft, wer beteiligt werden sollte. Im deutschsprachigen Raum dominieren dagegen Einzelprojekte, deren Ergebnisse meist erst nach der Umsetzung von Bau- und Einrichtungsmaßnahmen vorgestellt und damit kritisch reflektiert werden können. Übergeordnete Projekte wie Lernwelt Hochschule sind noch die Ausnahme.

Das Netzwerk Informationskompetenz Baden-Württemberg (NIK-BW) hatte schon in seiner Gründungsphase international bereits existierende Standards zur Informationskompetenz auf die deutschen Gegebenheiten angepasst. Da Schulungs- und Beratungstätigkeit von Bibliotheken vielfach mit dem Raum als „dritten Pädagogen“ verflochten ist, hat das NIK-BW erneut die Initiative ergriffen, um die genannten internationalen Toolkits auch für hiesige Projekte fruchtbar zu machen. Dabei sollen durch intensive projektbegleitende Information und Kommunikation die aktuell in BW laufenden Bau- und Einrichtungsprojekte bereits von den Toolkits profitieren, sie aber gleichzeitig auch einem Praxistest unterziehen.
Was ist bislang passiert? Der Austausch mit den anderen BigdiWa-Projekten im Land und überregionalen Partnern wurde initiiert und konnte bereits in die genauere Sichtung und den Vergleich der internationalen Toolkits einfließen. Auf dieser Basis wurde eine erste eigene Fassung des Toolkits erstellt, den Projektpartnern zugänglich gemacht und Feedback eingeholt. Nach den Corona-bedingten Verzögerungen in diesem Jahr wird das Projekt 2021 wieder Fahrt aufnehmen, um auf Basis der Projekterfahrungen schließlich das Toolkit als bearbeitbare Open Educational Resource zu publizieren. Über die Fortschritte wird auf diesem Blog berichtet werden – bleiben Sie dabei!